Nachmittags mit Ministerin Petra Grimm-Benne durch Zeitz
Vom Abend bei BürgerInnen und dem Thema Kliniken hatten wir bereits kurz berichtet. Was war da noch am Tag mit der Ministerin in Zeitz zwischen Gesprächen im Café und Bürgerforum am Abend?
Etwas über die Sehnsucht nach Beständigkeit
Wie selbstverständlich sind Mobilität und Flexibilität Eigenschaften, die heute von jungen Menschen beim Einstieg in das Berufsleben erwartet werden. Offensichtlich gibt es jedoch auch bei denen eine große Sehnsucht nach Beständigkeit. Weshalb auch nicht?
Das diskutieren wir in einem Café am Altmarkt mit Gästen. Die junge Frau gegenüber, der pure Zufall, schließt in Kürze ihre Ausbildung zur Krankenschwester ab (Gesundheits- und Krankenpflegerin, wie es richtig heißt). Im Zeitzer Klinikum. Sie ist zufrieden mit ihrer Ausbildung und will in Zeitz bleiben. Nicht so weitere 6 von 11 Azubis, mit denen sie gemeinsam lernt. Sie werden Zeitz nach ihrer Ausbildung verlassen und an andere Kliniken gehen. Es sei hier momentan zu unsicher, was aus ihnen wird. Andernorts werden sie händeringend erwartet und eine Prämie gäbe es oben drauf. Das ärgert die Ministerin:
„Diese Abwerbeaktionen kommen zur Unzeit,“ so Petra Grimm-Benne, „Wir wollen die Gesundheits- und Pflegeberufe aufwerten. So wurde zum Beispiel das Schulgeld für die Ausbildung abgeschafft, die Ausbildung wird attraktiver. Denn es sind wichtige Berufe in der Daseinsvorsorge. Wir werden alles tun, um hier Konstanz und Sicherheit zu gewährleisten.“
Nach der Insolvenz in Eigenverantwortung wird das Burgenlandklinikum ab 1. April von der Unternehmensgruppe SHR mit Sitz in Heidelberg betrieben.
Fachkräfte, Dauerthema überall
„Das ist ja toll,“ ruft Petra Grimm-Benne aus, „andere Städte haben sich von solchen Häusern längst verabschiedet.“
Wir sind im Zeitzer Haus der Jugend. Die Ministerin wird mit Trägern über die Jugend- und Familienarbeit sprechen. Es geht auch um wichtige Projekte der Prävention. Projekte, das wird schnell ein Stichwort. Denn Projekte sind eben endlich und machen nachhaltiges Arbeiten gerade in diesem Bereich nicht einfach. Dabei steigt der Bedarf, was nicht zuletzt in den Haushalten der Landkreise und des Landes spürbar ist. Entlastung will Ministerin Grimm-Benne mit der Dynamisierung der Förderung um 2,5 % erreichen.
Fehlende Fachkräfte sei zunehmend ein Problem, wussten alle Träger zu berichten. Denn viele der jetzt Beschäftigten müssten in den nächsten Jahren altersbedingt ersetzt werden, das Interesse an diesem Berufsfeld sei allerdings gerade bei jungen Menschen wenig ausgeprägt.
Vorbeugen ist besser als heilen
Von mehr als 1.500 Direktkontakten und über 60 Projekten an Schulen berichtet das Sucht- und Kriminalitätpräventionsprojekt „Stark statt breit„, das kürzlich zum Symposium lud. Angesichts aktueller Entwicklungen sei man sich über die Wichtigkeit der Angebote des Projektes einig. Allein, für eine nachhaltige Fortführung gäbe es bald Gesprächsbedarf. Als aktiven Partner auch die Krankenkassen anzusprechen, schlug die Ministerin vor, die von den Projektaktionen sichtlich angetan war. Dass Stadt und Polizei sich aktiv beteiligen, sei gut und keineswegs verbreitet, so Petra Grimm-Benne.
Die Stadtverwaltung ihrerseits nutzte den Besuch, auf die zum Teil prekären baulichen Zustände in KITAS hinzuweisen. Die Investitionslücken seien allein von der Stadt nicht zu schließen, weil die Förderquoten gering seien und die Stadt konsolidieren müsse. Ministerin Grimm-Benne kenne das Problem, ein Schuldenschnitt bei den Kommunen sei zwar eine Lösung, fände derzeit jedoch keine Mehrheiten. Entsprechenden Änderungen im FAG (Finanzausgleichsgesetz) stünden zwar Haushaltszwänge entgegen, diskutiert aber würden sie.
Beim Stichwort Kinderbetreuung verwies Grimm-Benne auf die Entlastungen von Eltern und Kommunen durch das Gute Kita Gesetz und seine Umsetzung in Sachsen-Anhalt. Sie sähe hier allerdings noch Informationsdefizite bei den Betroffenen und kündigte unterstützendes Informationsmaterial an.
Beim abschließenden Rundgang zeigte sich Petra Grimm-Benne beeindruckt. Den baulichen Zustand des Hauses, das Engagement der MitarbeiterInnen und die Vielfalt der Angebote fand die Ministerin „beispielgebend“.
Lesen Sie im dritten und letzten Nachklapp vom Besuch bei der Stiftung Seniorenhilfe und vom Gesprächsabend.